Taipeh Tagebuch

Ruben wieder Druben

Kategorie: Formosa 900

9. Etappe – Xinzhu – Taipeh

Das Große Finale

Gab es für mich leider nur vom Bus aus. Ich hatte mir auf der 8. Etappe eine fette Lebensmittelvergiftung geholt und die ganze Nacht gebrochen. Am nächsten Morgen bin ich bis zur ersten Pause noch mitgefahren, aber dann gab ich auf, es fing an zu regnen und ich wollte mich nicht noch mehr erkälten, hatte Kopfschmerzen und mir war schwindlig. Wirklich schade, dass ich ausgerechnet das letzte Stück verpasst habe. Aber insgesamt war es eine schöne Fahrt. Ich habe viele nette Leute getroffen, viel von Taiwan gesehen und jede Menge Rad gefahren. Das hier ist das Zielfoto am Rathaus in Taipeh und stammt von Jerry Cheng.

8. Etappe – Taichung – Xinzhu

Es regnet. Wir fahren aus Taichung in Richtung Xinzhu ab. Nur noch 2 Tage und wir sollen wieder in Taipeh sein. So richtig kann man sich das nicht mehr vorstellen. Wie war das noch einmal, arbeiten, eine eigene Wohnung, eigenes Bett, nicht Rad fahren?

Zhenlan Tempel

Unser erster Stop ist der Zhenlan Tempel in Dajia. Hier zieht jedes Jahr eine Prozession mit der berühmtesten Matsu Figur einmal um die Insel. Matsu ist die Göttin der Seefahrer in Südostasien und auch die populärste auf Taiwan. Ich hab auch ein paar Räucherstäbchen angezündet und diese lustigen Säckchen darüber gewedelt. Links ist Guanyin zu sehen, rechts Matsu. Die sind zum persönlichen Schutz gedacht. So richtig hat das später am Tag allerdings nicht geklappt, aber vielleicht braucht das ein wenig Zeit zum Anlaufen.

Gesegnetes Blech

Besonders interessant fand ich den Kollegen hier vor dem Tempel. Der segnet nämlich jede Art von Fahrzeugen. Autos, Motorräder oder auch Fahrräder. Ganz billig ist er nicht, 250NT also ca. 6,60€ kostet die Weihe. Hinter dem Auto war noch eine lange  Schlange. Gutes Geschäft scheinbar. Zu den Verbrennungen und dem wilden Herumgewirbel gab es einen Kriegstanz und Gemurmel. Auf seiner Jacke steht die Telefonnummer für den, den es interessiert. Die Kollegen Kaas und Eric hinten im Bild schienen das eher gelassen zu sehen.

Gigantisches …

Weiter ging es im Sauwetter zum GIANT Hauptquartier. Wir waren alle völlig durchnässt, als wir dort ankamen. Meine Schuhe machten nur noch pitsch-patsch. Aber es kam noch besser. Nicht im Hauptquartier, nein, das interessanteste da war ein 2013 Modell mit dem Namen „Anyroad“. Ein schickes Teil gedacht als Mischung zwischen Mountainbike und Racer. Bilder kann man hier sehen.

… Festessen

Sondern in dem benachbarten Restaurant. Da fand gerade eine Hochzeit statt. Das Brautpaar und vor allem die Hochzeitsgäste zeigten sich sichtlich erfreut über die Ausländer. Ich genoss das bunte Treiben, was dem auf dem Festland nicht unähnlich war. Das ganze Restaurant erinnerte mich auch eher an China als an Taiwan. Leider bestätigte sich das auch noch auf andere Weise. Eine ganze Reihe von Leuten fingen sich hier eine mehr oder minder schlimme Lebensmittelvergiftung ein. Yippee. Die sollte uns dann des Nachts ereilen.

 Don Quijote

Der Regen hatte wieder ein wenig abgenommen, auch wenn er heute nicht mehr ganz verschwinden wollte. Dafür gab es Wind –  von vorn und zwar mächtig! Der zersprengte dann leider die Gruppe. Was bedeutete, dass die Führungsriege mit den professionellen Fahrern an der Spitze nach vorn preschte, wohingegen die unerfahrenen Fahrer herumtrieben wie Blätter im Wind. Wer schon einmal lange gegen den Wind Fahrrad gefahren ist, weiß, dass es am besten ist, in der Gruppe zu fahren, um sich abzuwechseln vorn und so Kräfte zu sparen. Die 110km wurden so endlos lang und hart. Viele hatte taube Finger von der Kälte. 16 Grad in Taiwan fühlen sich sehr anders an als zu Hause. Ich lag auf Grund eines geplatzten Mantels ganz hinten und musste das Feld wieder von da wieder aufrollen. Dabei sammelte ich einige der Herumtreibenden ein und wir bildeten eine immer länger werdende Schlange. Dicht aneinandergedrängt entstand ein solidarisches Gruppengefühl, was für die Strapazen entschädigte.

7. Etappe – Chiayi – Taichung

In Chiayi gab es einen wunderschönen Tempel in einer kleinen Seitenstrasse, leider hatte ich keine Kamera dabei. Die Stadt selber und auch die Leute machten einen sehr netten Eindruck. Unsere Truppe wurde mehrfach angesprochen, was wir denn hier machen würden. Eine ältere Dame war hocherfreut zu hören, dass es so etwas wie eine Inselumrundungstour geben würde. Darauf hätte sie nämlich auch Lust!

Betelnuss-Babe

Die Strecke selber war nicht spannend, jedenfalls kann ich mich an nichts aufregendes erinnern, deswegen nehme ich mir hier mal die Zeit etwas zu beleuchten, was uns die ganze  Zeit im Süden und Westen begleitete. Die kleinen Häuschen am Wegesrand mit den sogenannten Betelnuss-Mädels. Ich habe da früher schon einmal etwas zu geschrieben. Betelnüsse sind ein lukratives Geschäft hier in Taiwan. Sie werden vor allem von Fernfahrern gekauft, um wach zu bleiben. Auffallen tut der Käu(f)er dadurch, dass sein Mund aussieht als wäre er voller Blut. Das Zeug ist auch ausgespuckt sehr permanent. Wie die vielen roten Flecken auf den Strassen Taiwans beweisen. Irgendwer muss mal die Idee gehabt haben, dass sich die Dinger besser verkaufen, wenn man leichtbekleidete Mädels in Glaskästen setzt. So wie dieses schöne Exemplar eingebettet in ein Reisfeld. Auf dem Schild steht unter der Betelnuss auf chinesisch „Heisses Mädel“, ok.

Fahrrad „maßgeschneidert“

In Taichung ging es erst einmal zum Vertriebszentrum von Giant. Dort wurden wir mit Blitzknallern und Plastikblumenkränzen empfangen. Tony Lo, CEO von GIANT und unserer Tour Führer, zeigt auf dem Gerät hier (Foto von Jessie Hsieh), wie man bei GIANT die optimale Fahrradgröße für den Kunden ermittelt. GIANT Modelle der oberen Preisklasse werden nämlich mit einer mitgegossenen Sattelstütze ausgeliefert, die dann im GIANT Laden auf die ausgemessene Länge runtergeschnitten wird. Also erst kaufen, wenn man ausgewachsen ist. Weiterverkauf geht dann auch nur noch an Gleichgroße oder Kleinergewachsene. Die Leute von GIANT haben eine kleine Wissenschaft daraus gemacht. Das ganze sieht furchtbar technisch aus, Winkel hier, Abstand da. Wenn es passt, ist es sicherlich gut.