Taipeh Tagebuch

Ruben wieder Druben

Tag: Taipei

Drachenboot

Seit ein paar Wochen trainieren ich wieder mit dem Drachenboot-Team Max. Habe mit ihnen schon einmal im März gepaddelt. Denn eigentlich wollte ich im Mai beim traditionellen Drachenboot Wettkampf mitfahren, das hat aber nicht geklappt. Drum bin ich jetzt dabei und wir trainieren für einen internationalen Wettkampf Ende November im Süden von Taiwan, in Kaohsiung. Für mich ist das reiner Spass – auf dem Wasser sein, ein paar Stunden körperliche Anstrengung und viele Erinnerungen an meine alten Kanuzeiten. Das Team ist sehr international und wechselt ständig. Hier in diesem Foto sitzen taiwanesische Uhreinwohner (unterschiedlicher Stämme), Nicaraguaner, Australier, Kanadier, Amerikaner, Ungarn,  Taiwaner (chinesischer Abstammung), Japaner und Deutsche (hinten links mit blauem Base-cap) zusammen. Wenn das mal gut geht!

Hiking in Taiwan I

Man kann hier ja jede Menge Outdoor-Zeug machen. Toll ist zum Beispiel, dass man mehrere Hiking Routen direkt im Stadtgebiet von Taipei hat. (Tolle Tipps für Routen gibt es auf Hiking Taiwan) Das heißt, man kann sich in die Metro setzen und bis an den Bergrand fahren und los geht’s. Das habe ich dann mal gemacht und zwar bin ich zum Elefanten Berg gefahren. Das ist einer der vier Biester-Berge, die anderen sind Tiger, Panther und Löwe. Von dem Elefanten aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Skyline Taipehs. Ich war dann auch zu einer perfekten Zeit da, nämlich kurz vor dem Dunkelwerden. Mit mir auf dem Berg jede Menge Hobbyfotografen, Moskitos und wilde Hunde. Das große grüne Ding ist das Wahrzeichen Taipehs, das Einsnulleins.

Diaoyu Inseln und kein Ende

Das habe ich gestern Abend auf einem Bus entdeckt. Die chinesische Patriotenvereinigung sagt: „Die Diaoyu Inseln gehören uns!“, soweit nichts neues. Was mich erstaunte war, wen sie mit „uns“ meinten. Man sehe auf die Flaggen und staune. Hier in Taiwan …

Taipei Gay Pride

Gestern sind die Schwulen und Lesben in Taipeh auf die Straße gegangen, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Ich habe nur noch den Rest der Kundgebung, zwei musikalische Darbietungen, vor dem Präsidentenpalast mitbekommen. Ein Thema bei der Veranstaltung war die gleichgeschlechtliche Heirat und vermutlich, dass habe ich nicht gesehen, die Möglichkeit der Adoption von Kindern. Neben ihren Rechten ging es um die Akzeptanz von Schwulen und Lesben hier in Taiwan. Diese scheint schon wesentlich größer zu sein als etwa auf dem Festland. Es gibt etwa ein kleines Barviertel, was sehr beliebt ist in der Szene. Hier trifft man sich, trinkt was zusammen und versorgt sich mit Accessoires. Trotzdem ist es nicht selten ein großes Problem für die Familie, wenn etwa einer der Söhne sich outed.  Daher leben so einige ihre Homosexualität im Geheimen aus.

Ein auffälliges Merkmal der Schwulen hier ist ihre Vorliebe fürs Fitnessstudio. Nicht wenige sind krasse Muskelberge. Das find ich lustig, da Extrem-Bodybuilding bei uns doch eher ein Macho (Hetero) Attribut ist und sich scheinbar alles nur um Frauen dreht. Hier geht es dagegen darum, Mann anzulocken.

Auf dem Foto sieht man einen der leichtbekleideteren Demonstranten. Davon gab es ein paar, aber wie gesagt, die meisten fielen eher dadurch auf, dass sie extrem muskelbepackt sind. Wer noch mehr Fotos oder Videos sehen will, der kann bei Klaus Bardenhagen, einem in Taiwan lebenden deutschen Journalisten, vorbeischauen.

Radio International Taiwan

Habe dem ehemaligen Propagandasender RTI, in China ist das CRI und die machen glaube ich auch noch Propaganda, besucht. Er liegt neben dem schönen Grandhotel bei Yuanshan. In der Eingangshalle hängt eine große Karte, die zeigt, wie Taiwan das Festland von welchem Sendeturm aus beschallt. Haha, ganz China ist umzingelt! Hier wird in 13 Sprachen Radio produziert. Die deutsche Abteilung liegt zwischen Vietnam und Frankreich, aha.

Leider wird das Geld immer knapper und die Abteilung wird zusehends verkleinert. Eine Stunde Programm produzieren sie noch täglich, sagt mir die Leiterin Frau Ci. Mit einer Hand Festangestellter und einer voller Freelancer. Wir hatten uns schon einmal in Berlin getroffen, bei einem Höhrertreffen, was ganz passend in dem Café gegenüber der chinesischen Botschaft stattfand. Genau auf der anderen Seite der Spree …

Der Sender besteht bereits seit 1928 und ist mit den Kuomintang auf die Insel gekommen. Daher gibt es auch ein schönes Museum, dessen Highlight ist das Mikrophon, mit dem Chiang Kai-shek den Japanern den Krieg erklärte. Ansonsten ist der Laden recht depressiv, finde ich. Ist halt nicht mehr so viel los, wie damals als man sich noch Propagandaschlachten mit der Volksrepublik China lieferte.

Sneaker-Island

Das Wetter ist einfach bombig im Moment. Die Temperaturen sind auf angenehme 27 Grad gefallen. Die Luft ist recht trocken, oft weht ein Wind. Wir sind dann mal an den Strand von Toucheng gefahren. Das sind so 1,5 h mit dem Zug von Taipeh. Nach einer kurzen Busfahrt vom Bahnhof von Toucheng, die ich mir mit einer Ananas versüßt habe, kommen wir an den Surferstrand. Der Sand ist schwarz, hinten ist eine Insel die aussieht wie ein Riesen-Turnschuh im Meer. Heißt aber Schildkröteninsel, wie fast jede zweite hier.

Ich war an diesem Tag besonders mutig und habe mich der Sonnencreme verweigert, wollte wohl braun werden, jetzt bin ich erst einmal rot wie ein Krebs.

War mich in den Wellen tummeln. Der Wind hat ganz schön gepustet und die Wellen waren dementsprechend hoch und kräftig. Die Strömung war auch stark. Deshalb bin ich nicht tiefer rein als bis zur Hüfte. Die Rettungsschwimmer haben dann in bester taiwanesischer Manie mich rausgepfiffen (machen die ständig, selbst wenn Leuten das Wasser nur bis zum Knie geht). Eiserne Regel am Strand – hast du Surfbrett, darfst du alles; hast du keines, darfste draußen bleiben! Doof war nur, dass ich sie nicht gehört habe, der Wind kam steil von vorn. Außerdem hasse ich das wie die Pest, dass die so ein Theater machen. Irgendwann, nach einer halben Stunde, haben sie dann Axel klar gemacht, der mich rausholte.
Ich dachte es gäbe Essen…

Fahrradwahnsinn in Taipeh

In den letzten Jahren ist in Taipeh eine regelrechter Fahrradmanie ausgebrochen. Die Uferstreifen der Flüsse, welche noch vor ein paar Jahren bessere Mühlhalden waren, wurden gesäubert, Fahrradwege und Grünanlagen angelegt. In 69 Metrostationen kann man Fahrräder mitnehmen. In Berlin eine Selbstverständlichkeit für Taipeh ein Riesenschritt! Das Fahrradfahren macht auch richtig Laune, da die Wege richtige Rennstrecken sind, die sich streckenweise überschneiden und parallel verlaufen. Hinzukommt die tolle Vegitation und das Gezwitscher der Vögel. Mittendrin gibt es immer wieder Raststätten, Sportanlagen, Tempel und Freiluft – Karaoke.

Das Fahrrad hier fand ich besonders interessant. Vorne saß Oma auf einer Art Sitzbank, hinten die auch nicht mehr so Junge Tochter(?), und Opi strampelte sich ab. Auf seinem Lenker war ein Kofferradio angebaut, für den Sound unterwegs! Anders als bei uns sind es eher ältere Leute die mit Vorliebe draußen laut ihre Musik hören.

Meistens taiwanesische Schmerzgesänge! 🙂

Drachentempel – Sonnenschein

Der Tempel ist bei Sonnenschein genauso schön wie bei Nacht und genauso belebt. Tagsüber sind vor allem ältere Leute da, die beten, Sutren lesen, Weihrauch abbrennen oder Kerzen anzünden.

Der Tempel lebt, das muss ich noch einmal in aller Deutlichkeit sagen, er erinnert mich in seiner Funktion, an die katholischen Kirchen die ich in Rumänien gesehen habe. Er ist eine Heilanstalt, ein Zufluchtsort, hier wird gewünscht, gehofft, geweint, geplappert, sein Herz ausgeschüttet. Der Priester wird zum Therapeut, verschiedene Gottheiten sind für ganz spezielle Probleme da. Da ist einer für die, die Schwanger werden wollen, einer für den Schüler vor der Prüfung, einer ist da, um zu helfen, seinen Liebsten/Liebste zu finden undsoweiter.

Das kann man aber nicht einfach so. Es gibt zwei Holzstückchen, die sehen aus wie sichelförmige Monde. Die nimmt man in die Hand, denkt ganz fest an den Geist, den man befragen will, und schmeißt sie auf den Boden. Zeigt eine Oberseite und eine Unterseite nach oben, darf man, ansonsten muss man an einem anderen Tag wiederkommen. Auch hier muss ich noch mehr forschen und gucken. Es gibt viel, viel zu verstehen und zu entdecken.

Maskerade

Am Samstag knallte es gewaltig unten auf der Straße. Ein großer Tempelumzug zog bei uns vorbei und machte vorn an der Bahnstation Wanhua Mittagspause. Tempelumzüge in Taiwan gehen nicht ruhig vonstatten. Das kracht mächtig. Die haben jede Menge Autos mit Lautsprechern dabei, die nur einen Sinne erfüllen: Lärmen! Ich bin dann mal kurz runter und habe mir die Kostüme aus der Nähe angesehen. Die haben so lustige Riesenoberkörper, in der Mitte ist ein Guckloch für den, der das Ding schultert und damit die Straße lang schlendert. Dies muss unheimlich erschreckend auf Kinder wirken, denn die Dinger bewegen sich ja dann auf zwei Beinen und die Masken sehen recht furchterregend aus.

Hier mal der Tiger-Opa虎爺. Ein Taiwanesischer Freund hat noch dieses Youtube-Video gepostet, da sieht man die mal in Aktion. http://www.youtube.com/watch?v=uemzP0PQ_IU&feature=related Der ganze Umzug wirkt auch sehr martialisch. Viele Teilnehmer tragen traditionelle Waffen, Keulen, Schwertlanzen und dergleichen. Lustig, da die meisten nicht so aussehen, als würden sie sich sonst viel bewegen, geschweige denn trainieren. Ist eben nur Spaß, wah. Ich werde die einzelnen Kostüme mal etwas mehr erforschen und dann darüber berichten.

Ein Tag mit Fengli Su

So, gleich vorweg, Fengli Su ist keine Taiwanesische Pop-Diva, es ist eine Art Kuchen und eine lokale Spezialität. Als ich meinen Kollegen in Peking erzählte, dass ich nach Taiwan fahre, riefen einige, ich solle doch bitte Fengli Su mitbringen. Da ist wohl auf dem Festland ein großer Renner!

Ich musste da noch nicht so recht, was das ist, aber siehe da, Axels Nachbarn machen ganz vorzüglichen Fengli Su selber! Sie haben einen riesigen Backofen, ein professionelles Rührgerät und sonst auch noch alles, was man benötigt. Backen ist Mama Chens großes Hobby. Seit 20 Jahren macht sie das und bäckt, von Brot über Küchlein bis hin zu Brownies, alles was das Herz begehrt. Glückspilz ich!

So, wie macht man die nun. Erst einmal wird frische Ananas pfannengerührt. Dann mit Butter verrührt. Den Teig macht man auch nur aus Mehl und Butter mit Ei. Dann nimmt man einen bisschen Teig, drückt ihn platt, packt ein wenig Ananasbrei in die Mitte, drückt den Teig von unten hoch und voilà. Dann werden die Teigbällchen in eine Metallform gepresst und kommen in den Ofen. Zwischendurch müssen sie dann noch einmal gewendet werden.

Hört sich ziemlich einfach an, ist es aber nicht. Ich sehe ganz genau, dass Mama Chen viel Erfahrung hat, bei der Geschwindigkeit mit der sie die Dinger zusammenrollt. Früher hat sie die nur für Freunde gemacht. Jetzt rufen Leute an und bestellen sie bei ihr.

Leben kann sie davon nicht, es ist ihre Leidenschaft. Trotzdem wirkt die Wohnung wie eine kleine Fabrik. Da liegen Verpackungen, da ist eine Versiegelungsmaschine für die kleinen Tütchen, in welchen die Kuchen eingepackt sind.

Dann gibt es da noch einen riesigen silbernen Tisch, das ist eine professionelle Schneidemaschine, da werden dann die härteren Sachen durchgeschoben und so gleich auf richtige Länge geschnitten. Für andere Naschsachen aus der kleinen Backfabrik!

Das sie das alles mit Liebe tut sieht und schmeckt man, denn sie verwendet nur gute Zutaten und alles wird sorgfältig, in mühevoller Kleinstarbeit verpackt.